Am 14. August war der Bundeskanzler als Abgeordneter zu einer Bewohnersprechstunde in Neu Fahrland. Die Gelegenheit habe ich genutzt, ihn auf das Problem mit mangelhafter oder fehlender Vorsorge für sterbenskranke Menschen und deren Pflegende hinzuweisen.
Mein Apell:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
als langjähriger Sterbebegleiter und Patientenfürsprecher sorge ich mich nicht nur um meine letzte Lebensphase.
Mit der Sorge bin ich nicht allein und beschäftige mich deshalb seit 2004 mit dem Thema Vorsorge, um anderen dabei zu helfen gut vorzusorgen.
2004 hatte das Bundesjustizministerium Empfehlungen veröffentlicht, die zeigen sollten, was in einer Patientenverfügung stehen könnte.
Diese Empfehlungen stehen noch heute inhaltlich unverändert auf deren Website, obwohl es seit 2009 ein Gesetz gibt, das besagt, Patientenverfügungen gelten unabhängig von Art und Stadium einer Erkrankung.
Diese Empfehlungen werden von vielen Bürger:innen als autorisiert und daher ausreichend angesehen, obwohl sie komplett in der DiagnosehoheitDiagnosehoheit Es braucht medizinische Expertise, um eine Diagnose stellen zu können. von Ärzten liegen.
Ein ethisch handelnder Arzt würde die aber nicht benötigen, weil er Menschen am Lebensende nicht unnötigen Qualen aussetzen wollen würde.
Dennoch werden Menschen über den Punkt hinaus vom Sterben abgehalten, den auch viele Pflegekräfte nicht mehr für menschenwürdig und human halten, und deshalb frustriert den Beruf aufgeben.
Krankenkassen zahlen Behandlungen ungeprüft weiter, Pflegeeinrichtungen schirmen solche Patienten ab und Nahestehende trauen sich nicht einzuschreiten oder kennen ihre Rechte nicht.
Auch deshalb hat der PalliativmedizinerPalliativmedizinische Betreuung In der palliativmedizinischen Betreuung geht es um die Versorgung von Menschen mit unheilbaren und weit fortgeschrittenen Erkrankungen sowie begrenzter Lebenserwartung. Vorrang haben dabei die Linderung von Beschwerden und die Steigerung der Lebensqualität. Ärzte können dafür Zusatzausbildungen absolviere und sich dann Palliativmediziner nennen. Dr. med. Matthias Thöns in seinem Buch »Patient ohne Verfügung – Das Geschäft mit dem Lebensende« den Begriff Sterbeverzögerungskartell geprägt. Professor Dr. med. Karl Lauterbach hat zu diesem Buch das Vorwort geschrieben!
Zwischenruf von Olaf Scholz: »Ich habe es trotzdem nicht gelesen!«
Am 27. Februar dieses Jahres habe ich dem Bundesgesundheitsminister einen offenen Brief und ein Muster einer VorsorgemappeVorsorgemappe Eine Vorsorgemappe ist eine Art Schnellhefter, in der alle wichtigen Vorsorgedokumente zusammen abgelegt sind. Die Mappe ist mit dem Namen und Geburtsdatum der betreffenden Person beschriftet. Als erstes Dokument ist die Patientenverfügung durch die durchsichtige Vorderseite zu sehen. übergeben, die wesentlich weitergehende Festlegungen zulässt als die des Bundesjustizministeriums. Bis heute habe ich darauf keine Antwort erhalten. Darf ich Ihnen den offenen Brief und ein Muster der Vorsorgemappe übergeben und darauf hoffen, dass Sie sich dafür einsetzen, dass der Inhalt angemessene Beachtung findet? Ich helfe dabei gerne mit. Danke
Seine Antwort:
»Schönen Dank für Ihr Engagement, will ich zunächst mal sagen.
Nur so, als kleiner Tipp: Ich persönlich, bin ein Anhänger von Patientenverfügungen und habe auch selbst eine, die ich gemacht habe, und dass man da immer mal reingucken soll, was man da reingeschrieben hat, weil sich die Dinge ja manchmal ändern.
Aber das ist etwas, was ich eben eine praktische Hilfe finde und ich finde auch gut, wenn das Justizministerium einen Vorschlag macht, wie man das machen kann, weil viele Bürgerinnen und Bürger ja nicht ständig zum Rechtsanwalt gehen und zum Notar und zu irgendwelchen andern, die ihnen da Ratschläge geben, aber trotzdem glaube ich, ist es wichtig, dass man das sehr umfassend betrachtet.
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