Der verkaufte Patient

Wie Ärzte und Patienten von der Gesundheitspolitik betrogen werden

The­se der Autorin: Gesund­heits­re­form ist nur der Deck­na­me für einen unde­mo­kra­ti­schen und unso­zia­len Umbau in unse­rer Gesell­schaft, der alle Bür­ger mit höhe­ren Kos­ten bestraft und ihnen gerin­ge­re Leis­tun­gen beschert. Aber ist es nicht wahr, dass unser Gesund­heits­sys­tem nicht mehr finan­zier­bar ist? Wir alle wis­sen doch: Die Kos­ten lau­fen uns davon. Es gibt nach­hal­ti­ge demo­gra­fi­sche Ver­än­de­run­gen. Wir haben einen Zuwachs an Zivi­li­sa­ti­ons­krank­hei­ten. Sin­ken­de Wachs­tums­ra­ten in der Wirt­schaft und eine dau­er­haft hohe Arbeits­lo­sig­keit füh­ren zu weni­ger Bei­trags­zah­lern. Wir müs­sen die Fol­ge­kos­ten der deut­schen Ein­heit tra­gen. Und schließ­lich for­dert der Fort­schritt in der moder­nen Medi­zin sei­nen Tri­but. Ich hal­te dage­gen (und werde dar­in von vie­len Fach­leu­ten unter­stützt): Es ist mehr als genug Geld da für eine ordent­li­che gesund­heit­li­che Grund­ver­sor­gung. Es wird nur für die fal­schen Din­ge aus­ge­ge­ben. Neh­men wir ein klei­nes Bei­spiel: Im Speck­gür­tel der Stadt Mün­chen gibt es mehr Com­pu­ter­to­mo­gra­fen (CT) als in ganz Ita­li­en (!). Ita­li­en hat­te am 31.12.2006 genau 59.131.287 Ein­woh­ner. Mün­chen hat­te am 31.3.2007, also drei Mona­te spä­ter, genau 1.332.650 Ein­woh­ner. Wahr­schein­lich ist es das Oli­ven­öl, oder die Münch­ner lei­den an einer beson­de­ren Form von Kno­chen­er­wei­chung, sodass sie der­art vie­le Com­pu­ter­to­mo­gra­fen brau­chen. Ein ein­zi­ges die­ser Gerä­te kos­tet rund 2,5 Mil­lio­nen Euro – und die müs­sen sich amor­ti­sie­ren. Also wird am Fließ­band und rund um die Uhr unter­sucht. Leer­lauf darf es nicht geben. Not­falls wird das hal­be Alters­heim aus der Nach­bar­schaft durch­leuch­tet! Fazit: Es ist offen­kun­dig jede Men­ge Geld vor­han­den für Gerä­te, die einen Rat­ten­schwanz an Fol­ge­kos­ten hin­ter sich her­zie­hen. Bezahlt wird das alles von Ihren Bei­trä­gen!

Hart­wig, Rena­te: Der ver­kauf­te Pati­ent – Wie Ärz­te und Pati­en­ten von der Gesund­heits­po­li­tik betro­gen wer­den. Patt­loch